Chronisches Fatigue-Syndrom: Selbsthilfe im Arbeitsalltag
BeitragBist du an Myalgischer Enzephalomyelitis (ME) bzw. dem chronischen Fatigue-Syndrom (CFS) erkrankt und übst derzeit weiterhin deinen Beruf aus? Oder würdest du gerne deine Berufstätigkeit wieder aufnehmen und fragst dich, wie das in deinem Arbeitskontext möglich ist? Dieser Beitrag sensibilisiert dich für den Umgang mit deiner Krankheit am Arbeitsplatz und gibt dir wertvolle Tipps, wie du als betroffene Person deinen Bedürfnissen nachgehen und dich optimal unterstützen lassen kannst.
Info: Andere Begriffe für das chronische Fatigue-Syndrom sind chronisches Erschöpfungssyndrom und ME/CFS, wobei ME dabei für Myalgische Enzephalomyelitis steht. Der Einfachheit halber wird in diesem Beitrag die Bezeichnung chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) verwendet. Wenn du dich genauer über die Krankheit ME/CFS informieren möchtest, lies gerne den zugehörigen Beitrag.
Frühzeitige Kommunikation beginnen
Es ist sehr wichtig, dass du frühzeitig das Gespräch mit deinem Arbeitgeber oder deiner Führungskraft suchst. Indem du offen über deine Situation sprichst, könnt ihr eine vertrauensvolle Basis schaffen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Stell dir vor, du hast vor kurzem die Diagnose ME/CFS erhalten und spürst, dass deine Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt ist. Anstatt dich zurückzuziehen, entscheidest du dich dafür, mit deinem bzw. deiner Vorgesetzten darüber zu sprechen. Du erklärst ihm bzw. ihr deine Erkrankung und zeigst auf, wie sich diese auf deinen Arbeitsalltag auswirken kann. Durch diese offene Kommunikation wird deine Führungskraft besser verstehen, welche Unterstützung du benötigst, und ihr könnt gemeinsam mögliche Anpassungen am Arbeitsplatz besprechen.
Flexibles Arbeitsmodell einrichten
Stelle dir vor, du hast einen besonders herausfordernden Tag, an dem deine Energie stark schwankt. Mit einem flexiblen Arbeitsmodell könntest du beispielsweise an solchen Tagen von zu Hause aus arbeiten oder deine Arbeitszeiten so anpassen, dass du in den Zeiten mit mehr Energie effektiver arbeiten kannst. Das gibt dir die Freiheit, deine Arbeitsumgebung an deine individuellen Bedürfnisse anzupassen und gleichzeitig produktiv zu bleiben.
Pausen & Ruhezeiten einplanen
Merkst du, dass du an manchen Tagen schneller erschöpft bist als sonst? In solchen Momenten ist es wichtig, dass du regelmäßige Pausen und Ruhezeiten einplanst. Stelle dir vor, du arbeitest an einem Projekt, das viel Konzentration erfordert. Anstatt dich zu überfordern und durchgängig Vollgas zu geben, machst du alle paar Stunden eine kurze Pause. Beispielsweise kannst du zwischendurch an die frische Luft gehen oder ein paar Entspannungsübungen machen, um dich zu erholen und PEM-Phasen (Post-Exertional Malaise) zu vermeiden. Achte unbedingt darauf, deine Energiereserven gut einzuteilen und dich nicht zu überfordern, denn so bleibst du länger leistungsfähig und vermeidest einen Zusammenbruch.
Ergonomischen Arbeitsplatz einrichten
Stell dir vor, du sitzt während der Arbeit oft stundenlang vor dem Computer und spürst dabei zunehmend Schmerzen und Unwohlsein. Ein ergonomischer Arbeitsplatz kann dir helfen, diese Belastungen zu reduzieren. Investiere beispielsweise in einen höhenverstellbaren Schreibtisch oder einen ergonomischen Stuhl, um eine bessere Haltung einzunehmen und Rückenproblemen vorzubeugen. So kannst du deinen Arbeitsbereich an deine individuellen Bedürfnisse anpassen.
Prioritäten setzen
Hast du eine Vielzahl von Aufgaben und Projekten, die du bewältigen musst, aber du spürst, dass dich das zunehmend überfordert? Indem du klare Prioritäten setzt, kannst du dich auf die wichtigsten Tätigkeiten konzentrieren und die weniger dringenden Aufgaben verschieben. So behältst du den Überblick und vermeidest, dass du dich zu sehr unter Druck setzt und überlastest.
Teamarbeit & Unterstützung nutzen
In deinem Team gibt es Kolleg:innen, die besonders gut in bestimmten Bereichen sind, in denen du dich vielleicht unsicher fühlst. Indem du offen um Unterstützung bittest, könnt ihr eure Stärken kombinieren und bestehende Herausforderungen gemeinsam bewältigen. Du spürst, dass die Last leichter wird, wenn ihr euch gegenseitig unterstützt und aufeinander verlassen könnt. Um die Teamarbeit zu förder kann es helfen, Aufgaben und Prioritäten im Team klar zu kommunizieren.
Selbstfürsorge bewusst integrieren
Mache dir die Bedeutung der Selbstfürsorge für deine Gesundheit und Leistungsfähigkeit bewusst und integriere gesunde Gewohnheiten in deinen Alltag. Diese können z.B. ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung beinhalten. Indem du dir bewusst Zeit für Ruhe und Entspannung nimmst, kannst du deine Energiereserven besser auffüllen und dich besser auf deine Arbeit konzentrieren.
Stressmanagement entwickeln
Sei dir bewusst, dass Stress deine Symptome verstärken kann. Indem du individuelle Bewältigungsstrategien entwickelst, kannst du lernen, mit Stress besser umzugehen. Zum Beispiel kannst du mit Meditation oder Yoga beginnen, um dich zu entspannen und zu innerer Ruhe zu finden. Dadurch fühlst du dich wahrscheinlich ausgeglichener und bist besser gerüstet, um mit herausfordernden Situationen umzugehen.
Umfeld informieren
Sobald du bereit bist, kannst du dich dafür entscheiden, dein Umfeld über ME/CFS zu informieren, um das Verständnis für deine Situation zu fördern. Teile Informationen über die Krankheit und ihre Auswirkungen mit deinen Kolleg:innen und Führungskräften, damit sie besser nachvollziehen können, wie sich deine Leistungsfähigkeit beeinflussen lässt. Je besser sie informiert sind, desto unterstützender können sie reagieren.
Professionelle Unterstützung aufsuchen
Zögere nicht, bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ärzt:innen oder Therapeut:innen, die sich mit ME/CFS auskennen, können dir dabei helfen, angemessen mit der Krankheit umzugehen und deinen Arbeitsalltag zu bewältigen. Mit dieser kompetenten Unterstützung an deiner Seite wirst du dich besser aufgehoben fühlen. Wenn du dich regelmäßig informieren und dich mit anderen Betroffenen Austauschen möchtest, kannst du dich an folgende Selbsthilfeorganisationen oder Patientenverbände wenden:
In diesem Beitrag hast du einige Tipps kennengelernt, wie du als Person mit ME/CFS am Arbeitsplatz agieren kannst. Indem du diese Tipps befolgst und auf deine individuellen Bedürfnisse achtest, kannst du eine Arbeitsumgebung schaffen, in der du dich optimal selbst unterstützt und von anderen unterstützen lassen kannst. Bei weiteren Fragen stehen dir die hier hinterlegten Ansprechpersonen jederzeit zur Verfügung, auf Wunsch auch anonym.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.
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