Suizidalität erkennen & richtig verhalten

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Für akute Situationen: Hast du gerade – oder eine dir nahestehende Person – die drängende Absicht im Kopf, das eigene Leben zu beenden? Dann nimm dieses Gefühl unbedingt ernst und kontaktiere für eine schnelle, professionelle Unterstützung die Notfallnummer 112! Das gilt im Zweifel auch, wenn der Entschluss, sich das eigene Leben zu nehmen, noch nicht final gefasst ist. Bei suizidalen Gedanken ohne konkrete Pläne und Absichten kannst du stets die Dargebotene Hand unter 143 für eine professionelle und anonyme Unterstützung kontaktieren.
Im Folgenden wird es um Menschen gehen, die den Wunsch haben, nicht mehr weiterzuleben. Es geht also um das Thema „Suizidalität“: Was das eigentlich heißt, woran du Suizidalität erkennst und vor allem, was du konkret tun kannst – und was auch nicht.

Was bedeutet „Suizidalität“?

Der Begriff beschreibt den Wunsch eines Menschen, tot zu sein. Die Gedanken sind bei suizidalen Menschen darauf ausgerichtet, den eigenen Tod selbst aktiv herbeizuführen oder passiv in Kauf zu nehmen. Suizidalität kann in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten: Zunächst einmal spricht man von Suizidgedanken, wenn die Person sich in Gedanken mit einem möglichen Suizid beschäftigt, ohne dass bereits eine konkrete Handlungsabsicht besteht. Davon unterscheidet man suizidale Pläne und Absichten, bei denen es bereits ein geplantes Vorgehen gibt und die Person eine konkrete Handlungsabsicht entwickelt. Schließlich umfasst der Begriff Suizidhandlung alle Handlungen, die die Selbsttötung zum Ziel haben – der tödliche Ausgang ist dann der Suizid.
In den meisten Fällen liegt eine psychische Erkrankung vor – wie zum Beispiel eine Depression, eine Psychose oder eine Suchterkrankung. Ausgangspunkt für Suizidalität kann aber auch eine plötzliche und akute Krise sein. Während einer Krise reichen die normalen Bewältigungsstrategien nicht aus und der Mensch erlebt eine akute Überforderung. Das seelische Gleichgewicht ist dabei erheblich aus dem Takt geraten. Das mündet unter Umständen schließlich in dem Wunsch, nicht mehr leben zu wollen.

Woran erkenne ich Suizidalität?

Eine häufig gestellte Frage ist: Kann man überhaupt bemerken, dass sich jemand selbst töten will? Es kommt drauf an. Manchmal gibt es Warnsignale, die im Vorfeld auftreten können. Allerdings sind solche Verhaltensweisen nicht immer im Vorfeld erkennbar. Folgende Aufzählung ist daher nur als Orientierungsrahmen gedacht.
Zum Teil gibt es direkte oder indirekte Suizidankündigungen durch die suizidale Person. Das können zum Beispiel Sätze sein wie:
  • „Ich möchte, dass alles aufhört, ich ertrage es nicht mehr!“
  • „Manchmal möchte ich nur noch schlafen. Dann ist alles gut!“
  • „Es ist alles sinnlos geworden.“
Dies sind verbale Äußerungen, die auf eine Suizidalität hindeuten können. Auch die intensive Beschäftigung mit dem Thema Tod durch die betreffende Person kann ein Warnsignal sein. Manchmal lassen sich auch Veränderungen im Sozialverhalten beobachten, wie dass sich die Person von anderen zurückzieht und Freundschaften abbricht. Auch aggressives Verhalten kann auftreten. Unter Umständen vernachlässigt sich die Person zunehmend, schenkt der Körperpflege keine Aufmerksamkeit mehr.
In manchen Fällen lässt sich auch beobachten, dass die Person beginnt, persönliche Gegenstände zu verschenken oder sich von Freund:innen sowie ihrer Familie zu verabschieden. Solche Abschiedshandlungen sollten unbedingt ernst genommen werden.
Gefährlich kann auch folgender Trugschluss werden: Wer sich bereits fest dazu entschlossen hat, einen Suizid zu begehen, wirkt häufig vorübergehend ruhiger, stabiler und möglicherweise auch weniger verzweifelt. Daher ist es in solchen Fällen wichtig zu prüfen, ob es der Person tatsächlich besser geht oder die Person vielmehr erleichtert ist, mit der geplanten Suizidhandlung einen vermeintlichen Ausweg aus ihrer Situation gefunden zu haben.

Mythen über Suizidalität

Die Aussage „Wer sich umbringen will, der tut es auch – das kann man nicht verhindern.“ ist schlichtweg falsch. Suizidintervention und -prävention sind sinnvoll und wichtig. Zwar ist nicht jedes Suizidopfer psychisch krank, aber doch der größte Teil hat im Vorfeld eine psychische Erkrankung entwickelt, wie Depressionen oder Alkoholabhängigkeit. Das bedeutet, an dieser Stelle kann und sollte man bereits ansetzen, damit es gar nicht erst zur Suizidalität kommt.
Falsch ist auch die Aussage: „Menschen, die ihren Suizid ankündigen, setzen es letztendlich doch nicht um.“ – häufig verbunden mit der Aussage: „Jemand, der sich wirklich umbringen will, kündigt dies nicht vorher an.“ Wie zuvor beschrieben, kündigen viele Betroffene den Suizid in direkter oder zumindest indirekter Form an. Solche Warnsignale sollten also unbedingt immer ernst genommen werden.

Was du tun kannst

Wenn du Warnsignale wahrnimmst, frage offen nach, ob die Person über Suizid nachdenkt oder dies in Erwägung zieht. Vermeide es zu bewerten, ob das richtig oder falsch ist, aber bringe deine Sorge um die Person zum Ausdruck. Wenn du den Eindruck hast, dass die Person Suizidgedanken verfolgt, ist es wichtig, dass du dir Unterstützung holst. Das gilt auch, wenn die Person sich zunächst weigert, Hilfe anzunehmen. Ermutige die Person, sich Hilfe zu suchen und diese anzunehmen.

Wenn bei dir der Eindruck entsteht, eine suizidale Handlung könnte kurz bevorstehen, solltest du die Person nicht alleine lassen. Vertraue auf dein Bauchgefühl, aber im Zweifel solltest du immer die 112 oder 144 anrufen. Dort erhältst du Unterstützung, und die notwendigen Schritte werden eingeleitet. Um diese Entscheidungen nicht alleine treffen zu müssen, ziehe nach Möglichkeit interne Ansprechpersonen hinzu, wie Führungskräfte oder andere verantwortliche Stellen in deiner Organisation. Eine weitere Anlaufstelle ist die nächstgelegene Psychiatrie. Als kurzfristige Hilfe kannst du der betroffenen Person auch dazu raten, sich (auf Wunsch anonym) an die Dargebotene Hand zu wenden — diese erreichst du unter der Nummer 143.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Nimm entsprechende Äußerungen ernst, suche dir im Zweifel immer Hilfe und Unterstützung und lasse die Suizidalität von professionellen Anlaufstellen überprüfen. Auf diese Weise schützt du dich auch selbst.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.