Vorsorgeuntersuchungen im ersten Lebensjahr: Ein Überblick

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Hast du gerade ein Baby bekommen oder erwartest du bald eins? Fragst du dich, welche Vorsorgeuntersuchungen für dein Kind im ersten Lebensjahr besonders wichtig sind? Möchtest du genau wissen, was dich und dein Baby dabei erwartet und wie die Untersuchungen dazu beitragen, die Gesundheit und Entwicklung deines Kindes von Beginn an sicherzustellen und zu fördern? In diesem Beitrag erhältst du einen detaillierten Überblick über die einzelnen Vorsorgeuntersuchungen im ersten Lebensjahr.
Info: Die Teilnahme an den Vorsorgeuntersuchungen wird im Gesundheitsheft bestätigt. Außerdem werden dort die wichtigsten Untersuchungsergebnisse dokumentiert. Grundsätzlich werden bei jeder Vorsorgeuntersuchung Körpergröße, Kopfumfang und Körpergewicht des Kindes gemessen. Solltest du zu irgendeinem Zeitpunkt das Gefühl haben, überfordert und erschöpft bzw. niedergeschlagen zu sein, kannst du dich jederzeit an die Kinderärztin bzw. den Kinderarzt wenden. Gemeinsam könnt ihr besprechen, wie du deinen Alltag erleichtern und wo du fachliche Unterstützung erhalten kannst.

Untersuchung 1 – nach 2 bis 10 Tagen

Die erste Vorsorgeuntersuchung erfolgt nach der Geburt, entweder noch im Spital oder bei Hausgeburten in der kinderärztlichen Praxis. Sofern von den Eltern bzw. Erziehungsberechtigten gewünscht, wird dem Baby Vitamin K zur Unterstützung der Blutgerinnung verabreicht.
Wusstest du, dass dein Baby Vitamin K für eine gesunde Blutgerinnung benötigt? Wenn es zu wenig Vitamin K bekommt, kann dies zu erhöhter Blutungsneigung und gefährlichen Hirnblutungen führen. Da Säuglinge häufig einen Mangel an Vitamin K haben, erhalten sie zur Vorbeugung solcher Blutungen normalerweise bei den ersten drei Vorsorgeuntersuchungen jeweils zwei Milligramm Vitamin K in Form von Tropfen. Es ist wichtig, dass dein Baby alle drei Gaben erhält, um optimal geschützt zu sein.
Darüber hinaus erfolgt eine gründliche körperliche Untersuchung mit besonderem Augenmerk auf:
  • Fehlbildungen und Geburtsschäden
  • akuten Krankheiten (z.B. Neugeborenen-Gelbsucht, Stoffwechselstörungen)
  • den Sauerstoffgehalt im Blut mittels Pulsoxymetrie (POX)-Screening
  • das Gehör mittels Hörtest
  • die Hüftgelenke mittels Ultraschall (um mögliche Fehlstellungen frühzeitig zu erkennen)
Zudem wirst du über Vitamin D informiert, das zur Vorbeugung von Rachitis – einer Erkrankung, bei der sich die Knochen erweichen und verformen – wichtig ist.
Wusstest du schon, dass Vitamin D für die Knochenbildung wichtig ist? Der Körper produziert in der Regel einen Großteil des Vitamin-D-Bedarfs unter Sonneneinstrahlung durch die Haut. Säuglinge können dies jedoch noch nicht ausreichend selbst synthetisieren und Muttermilch enthält nicht genug Vitamin D. Deshalb erhalten Säuglinge ab der zweiten Lebenswoche bis zum zweiten erlebten Frühsommer täglich eine Vitamin-D-Tablette, um die Knochenerkrankung Rachitis vorzubeugen. Die Dosierung wird je nach Geburtszeitpunkt angepasst.

Untersuchung 2 – nach 1 Monat

Spätestens diese Untersuchung wird durch die von dir bzw. euch gewählte kinderärztliche Praxis durchgeführt und findet ca. einen Monat nach der Geburt statt. Dabei werden verschiedene Aspekte der Entwicklung überprüft:
  • Kopfkontrolle (Untersuchung des zentralen Nervensystems)
  • Untersuchung des Organsystems
  • Untersuchung der Hüftgelenke mittels Ultraschall (sofern die erste Untersuchung einen nicht eindeutig unauffälligen Befund ergeben hat)
  • Prüfung auf Schiefhalshaltung und Sichelfüßchen
  • Beurteilung der bisherigen geistigen und sozialen Entwicklung (z.B. Lächeln als Antwort, Laute und Lallen, Fixieren und Verfolgen von Gegenständen)
In dieser Untersuchung werden dir auch Fragen zum Schlafen, Trinken, zur Verdauung und zum Verhalten deines Babys gestellt. Außerdem erhältst du Empfehlungen zur Vorbeugung von Rachitis und zur Zahnhärtung mit Vitamin D und Fluorid (Vitamin-D-Fluorid-Kombinationspräparat). Zudem wirst du zu Themen wie Unfallverhütung oder Gefahren durch Abhängigkeit und Sucht in der Familie beraten. In der kinderärztlichen Praxis erhältst du außerdem Informationen zu regionalen Unterstützungsangeboten, wie Eltern-Kind-Hilfen und Frühe Hilfen.

Untersuchung 3 – nach 2 Monaten

Die Zweimonatskontrolle läuft identisch zur Einmonatskontrolle (siehe Untersuchung 2) ab.
Bei dieser Untersuchung wirst du zum ersten Mal über Impfungen informiert und dir wird ein Impfausweis für dein Baby ausgestellt. Wenn gewünscht, kann dein Baby nun zum ersten Mal geimpft werden. Folgende Schutzimpfungen stehen an:
  • Sechsfach-Impfung gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten (Pertussis), Kinderlähmung (Poliomyelitis), Haemophilus influenzae Typ b (Hib) und Hepatitis B
  • Impfung gegen Pneumokokken
Weitere Informationen können dem Schweizerischen Impfplan (Stand: Januar 2023) entnommen werden. Dieser enthält die empfohlenen Standardimpfungen für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Untersuchung 4 – nach 4 Monaten

Bei der vierten Vorsorgeuntersuchung steht die körperliche und geistige Entwicklung des Kindes im Fokus. Es wird überprüft, ob sich dein Baby altersgerecht entwickelt und wie es sich bewegt, hört und sieht. Die Kinderärztin bzw. der Kinderarzt beobachtet auch den Kontakt zwischen dir und deinem Baby. Bei der körperlichen Untersuchung liegt ein besonderes Augenmerk auf der Beurteilung:
  • des Gehörs (Kopfdrehen in Richtung der Geräuschquelle)
  • der Augen (Verfolgen eines Gegenstandes aus der Rückenlage aus)
  • von gezieltem Greifen, Lächeln und dem Führen der Hände zum Mund
  • der Kopfhaltung in Mittel- und Bauchlage
  • der Beine – genauer ob die Beine in Bodenrichtung gestemmt werden, wenn das Kind über einen festen Untergrund gehalten wird
Darüber hinaus werden mit dir Themen wie Ernährung, Verdauung, plötzlicher Kindstod, Unfallverhütung und Umgang mit einem weinenden Baby besprochen. Auch die Förderung der Sprachentwicklung sowie die Rachitis- und Kariesprophylaxe werden thematisiert und du erhältst Informationen zu regionalen Unterstützungsangeboten (z.B. Eltern-Kind-Hilfen, Frühe Hilfen).
Bei dieser Untersuchung erhält dein Baby meist die zweite Schutzimpfung gegen verschiedene Infektionskrankheiten:
  • Sechsfach-Impfung gegen Tetanus, Diphtherie, Haemophilus influenzae (Hib), Hepatitis B, Kinderlähmung, Keuchhusten
  • Impfung gegen Pneumokokken
Beachte bitte, dass die nächsten Impftermine nicht immer zeitgleich mit der nächsten Früherkennungsuntersuchung liegen und gesonderte Termine vereinbart werden müssen. Weitere Informationen können dem Schweizerischen Impfplan (Stand: Januar 2023) entnommen werden. Dieser enthält die empfohlenen Standardimpfungen für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Untersuchung 5 – nach 6 Monaten

Bei der fünften Vorsorgeuntersuchung werden verschiedene Aspekte der kindlichen Entwicklung überprüft und die folgenden wichtigen Themen besprochen:
  • Überprüfung der motorischen Fähigkeiten (z.B. Fortbewegung, Greifen, Sitzhaltung)
  • Beurteilung der Sprachentwicklung (z.B. Lautäußerungen, Verstehen von Wörtern)
  • Kontrolle des sozialen Verhaltens und der Kontaktaufnahme zu anderen Personen
  • Überprüfung des Hör- und Sehvermögens (z.B. Reaktion auf Geräusche, Blickkontakt)
  • Untersuchung der Zahnentwicklung und Beratung zur Kariesprophylaxe
  • Besprechung der Ernährungsgewohnheiten und Empfehlungen zur ausgewogenen Ernährung
Darüber hinaus erhältst du eine Beratung zur Unfallverhütung im Haushalt und im Umgang mit Kindern sowie Informationen zu den Themen Schlafverhalten und emotionale Entwicklung des Kindes. Falls notwendig bzw. gewünscht, erhältst du Informationen zu regionalen Unterstützungsangeboten wie Eltern-Kind-Hilfen und Frühe Hilfen.

Untersuchung 6 – nach 9 bis 12 Monaten

Diese Untersuchung ist die letzte Vorsorge im ersten Lebensjahr deines Kindes. Hier wird vor allem überprüft, was dein Kind schon alles kann. Gleichzeitig wird auf mögliche Entwicklungsverzögerungen geachtet, damit diese bei Bedarf frühzeitig gefördert oder behandelt werden können. Dabei überprüft die Kinderärztin bzw. der Kinderarzt die folgenden Fähigkeiten:
  • die allgemeinen Körperfunktionen sowie das Sehvermögen
  • die Beweglichkeit und Körperbeherrschung (z.B. freier Sitz, Hochziehen in den Stand, Drehen von Rücken- in Bauchlage und zurück, Greifen)
  • die kognitive und sprachliche Entwicklung (z.B. Reichen eines Gegenstands auf Aufforderung, Bildung von Silbenketten, Nachahmen von Lauten)
  • die Interaktion mit engen Bezugsperson (Kontaktsuche mittels Blicken, Gesten oder Lauten)
Des Weiteren wirst du im Rahmen der U6 durch den Kinderarzt bzw. die Kinderärztin zu den Themen Ernährung, Prävention von Unfällen, Mundhygiene und Zahngesundheit beraten. Zudem wird i.d.R. weiterhin eine Empfehlung zur Gabe von Vitamin D und Fluorid ausgesprochen.
Bei guter Gesundheit erhält dein Baby auch die MMR-Impfung (gegen Masern, Mumps und Röteln), die mit einem Abstand von mindestens einem Monat nochmal zusammen mit der Sechsfach-Impfung wiederholt wird. Meistens erfolgen diese Nachimpfungen eher mit 15 bis 24 Monaten bei der dann anstehenden Vorsorgeuntersuchung. Weitere Informationen können dem Schweizerischen Impfplan (Stand: Januar 2023) entnommen werden. Dieser enthält die empfohlenen Standardimpfungen für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

In diesem Beitrag konntest du dir einen konkreten Überblick über die Vorsorgeuntersuchungen im ersten Lebensjahr deines Babys verschaffen. Behalte im Kopf, dass die Untersuchungen je nach individueller Situation variieren können und die behandelnde ärztliche Fachperson weitere Aspekte untersuchen oder besprechen kann, die für dein Kind relevant sind. Möchtest du wissen, wie es weitergeht? Dann informiere dich gerne über alle weiteren Vorsorgeuntersuchungen in dieser Mediathek.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.