Eine Person mit Demenz im Alltag unterstützen

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Angehörige und Freund:innen von Demenzerkrankten fällt es häufig schwer, gut mit der sich immer weiter verändernden Situation zurechtzukommen. Während sie stets versuchen, ihre Beziehungsbindung zu der Person mit Demenz aufrechtzuerhalten, entfernt sich diese jeden Tag ein kleines Stückchen mehr. Es wird immer schwerer zu verstehen, was die erkrankte Person braucht, sowie mit ihren Verhaltensweisen zurechtzukommen. Wenn du einer Person mit Demenz nahestehst, gerne besser mit ihr umgehen und für ihr Wohlbefinden sorgen möchtest, dann haben wir im Folgenden eine Reihe von nützlichen Hilfestellungen für dich zusammengetragen.

Orientierung & Struktur

Ein paar grundlegende Symptome einer Demenz sind nicht nur die fortschreitende Beeinträchtigung des Erinnerungsvermögens, sondern auch die damit einhergehende Verminderung von Aufmerksamkeit, Orientierung und Auffassungsvermögen. Um die betroffene Person dementsprechend zu entlasten, solltest du ihrem Leben daher mehr Struktur und Orientierung verleihen.

Zeitliche Orientierung geben

Ein zeitlich gut strukturierter und gleichbleibender Tagesablauf gibt der Person mit Demenz Stabilität und hilft ihr, die durch den Gedächtnisverlust entstehenden Probleme zu verringern. Ein hoher Grad an Beständigkeit von Altbekanntem ist sehr wichtig. Dazu gehören Rituale wie das Feiern von Geburtstagen und anderen Festen, sowie die damit verbundenen Tätigkeiten (etwa das Basteln von Dekoration, das Bemalen von Karten oder Backen). Über das gesamte Jahr hinweg ist Folgendes außerdem hilfreich:
  • Für ein besseres Verständnis von Zeitangaben, kannst du Zeiten wie „10:00 Uhr" mit Beschreibungen wie „vor dem Frühstück" oder „nach dem Abwaschen" ersetzen
  • Kalender und Uhren gut sichtbar aufhängen
  • Notwendige Informationen wie das Datum unauffällig ins Gespräch einfließen lassen
  • Der betroffenen Person im Tagesablauf und in Gesprächen ausreichend Zeit lassen
  • Eieruhren nutzen, um kurze Zeiträume verständlich zu machen
Trotz allem kommt es vor, dass sich ab und zu etwas in der bekannten Struktur verändert. Wenn du Änderungen bei täglichen Handlungen oder Abläufen einführen musst, tu dies langsam und Stück für Stück. Um den Prozess zu vereinfachen, kannst du beispielsweise eine Neuerung mit angenehmen Gefühlen verbinden, wie etwa einem bestimmten Duft, den die betroffene Person mag.

Räumliche Orientierung geben

Wie die zeitliche ist ebenfalls die optische und räumliche Orientierungsfähigkeit bei Demenzerkrankten betroffen. Da Erkrankte schnell von ihrer Umgebung überfordert sind, ist es hilfreich, diese besonders einfach und übersichtlich zu gestalten. Orientierungshilfen können durch deutliche Kontraste geschaffen werden, wie beispielsweise bei hellem Geschirr, das auf einem dunklen Tischläufer steht. Allerdings sollten Kontraste auf dem Fußboden vermieden werden, da diese als Hindernisse gesehen werden könnten. Weitere Maßnahmen, von denen du Gebrauch machen kannst, sind:
  • Räume und Aufbewahrungsorte z.B. durch entsprechende Bilder an der Tür kennzeichnen
  • Auf eine helle und möglichst schattenfreie Beleuchtung achten
  • Kontrastfarben zum Hervorheben von z.B. Türen, Geländern oder Lichtschaltern nutzen
  • Teppiche, Bilder und Tapeten mit irritierenden Mustern entfernen
  • Die gewohnte (An-)Ordnung von Gegenständen nach einem Umzug beibehalten
  • Die als angenehm empfundene (Un-)Ordnung der betroffenen Person akzeptieren

Umgebungsreize reduzieren

Neben optischen Reizen können auch Lärm und belastende Aktivitäten bei Menschen mit Demenz zu Überforderung und anderen negativen Gefühlen führen. Zudem können ungünstige Umgebungsbedingungen wie laute Geräusche oder Gedränge ihre Orientierungsschwierigkeiten zusätzlich verstärken. Es ist daher ratsam, Personen mit Demenz von Situationen fernzuhalten, in denen es zu einer unkontrollierbaren Reizüberflutung kommen kann, wie z.B. Jahrmärkte. In anderen Umgebungen können die Reize minimiert werden, beispielsweise durch das leiser Drehen des Radios oder den Hinweis, dass Kinder ein geräuschvolles Spiel bei gutem Wetter nach draußen verlegen können. Eine andere Form der Überforderung kann außerdem durch Multitasking entstehen. Daher wird empfohlen, der Person mit Demenz alle einfachen alltäglichen Entscheidungen abzunehmen, wie beispielsweise die Auswahl des Tees, wenn du bereits weißt, welchen Tee die Person am liebsten trinkt.

Erinnerungen stützen

Obwohl Menschen mit Demenz einen Großteil ihres Erinnerungsvermögens und Gedächtnisses über die Zeit hinweg verlieren, haben das Bewahren und Auflebenlassen von vergangenen Momenten eine große Bedeutung. Da Erinnerungen wesentlich mit der eigenen Biografie und Identität verknüpft sind, sorgt ihre Pflege für Wohlbefinden, Sicherheit und andere positive Emotionen. Daher empfiehlt es sich, ...
  • Erinnerungen z.B. durch persönliche Gegenstände und visuelle Objekte zu pflegen.
  • bekannte Musik und Gerüche aus der Vergangenheit der Person zu verwenden.
  • gemeinsam über vergangene Erlebnisse zu sprechen oder Fotoalben anzusehen.
Besonders zu Beginn einer Demenz gibt es eine Reihe von Hilfsmitteln und Methoden, die beim Stützen von Erinnerungen sinnvoll sein können. Dazu gehören technische Assistenzsysteme wie Schlüsselfinder, Tür- und Telefonklingelsender, elektronische Medikamentenspender oder Rauch- und Wärmemelder. Zudem können ebenfalls Notizen, Tagebucheinträge und Schilder an Türen oder Schränken helfen, das Erinnerungsvermögen zu unterstützen.

Beschäftigungen bieten

Um verbliebene Fähigkeiten zu aktivieren und zu fördern, sollten Menschen mit Demenz stets beschäftigt und einbezogen werden. Dies kann nicht nur einige der Krankheitssymptome abschwächen, sondern steigert ebenfalls ihren Selbstwert, ihr Wohlbefinden und ihren allgemeinen gesundheitlichen Zustand. Dabei ist es keineswegs schlimm, wenn die betroffene Person eine Tätigkeit wiederholt, die sie gerade erst beendet hat. Wichtig ist primär eine Vermeidung von Unterforderung und die stetige Aktivierung von Körper und Geist. Es ist zudem sinnvoll, bereits bestehende Gewohnheiten so lange wie möglich beizubehalten, wie beispielsweise Treffen am Stammtisch, Aktivitäten im Verein oder Hobbys. Weitere Beispiele für Beschäftigungen können sein:
  • Regelmäßige Bewegung und Bewegungsübungen
  • Helfen bei einfachen, gemeinsamen Haushaltstätigkeiten wie z.B. Tisch decken, Wäsche falten, Gemüse schälen, Staub wischen oder Gartenarbeiten
  • Spielen von bekannten Gesellschafts- und Kartenspielen (wenn nötig, können die Regeln vereinfacht oder die Kartenanzahl reduziert werden)
  • Musikalische oder künstlerische Tätigkeiten
  • Gemeinsame Ausflüge und Spaziergänge

Wie du siehst, gibt es eine ganze Reihe von Aspekten, die im Umgang mit Menschen mit Demenz eine Rolle spielen, und Möglichkeiten, wie du sie unterstützen kannst. Generell ist es immer sinnvoll, sich über das Krankheitsbild der Demenz zu informieren, um die betroffene Person und ihre Bedürfnisse besser verstehen zu können. Wenn du weitere Fragen hast oder Informationen suchst, lies gerne unsere weiteren Beiträge zum Thema Demenz und Pflege.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.