Über Gefühle sprechen lernen: 5 Übungen für Kinder

Übung
Suchst du nach alltagspraktischen Übungen, mit denen dein Kind spielerisch lernt, über die eignen Gefühle zu sprechen? Oder fehlen dir noch Strategien, wie ihr eure Gefühle gemeinsam beleuchten könnt? Hier findest du 5 verschiedene Übungen, die ihr leicht in euren Alltag integrieren und gemeinsam ausprobieren könnt.
Hintergrund: Fragst du dich, warum es für Kinder überhaupt wichtig ist zu lernen, über die eigenen Gefühle zu sprechen? Oder was du als Elternteil hierbei beachten solltest? Im zugehörigen separaten Beitrag hier in der Mediathek werden diese Frage sowie weitere wertvolle Tipps rund um das Kommunizieren von Gefühlen tiefergehend beleuchtet.

Das Fragenstellen

Eines der ersten Mittel von Eltern ist häufig, das Kind mithilfe von Fragen zu ermutigen, die Gedanken über sich selbst, andere oder eine bestimmte Situation zu reflektieren. Das können z.B. die folgenden Fragen sein:
  • Wie hast du dich heute beim Sport gefühlt?
  • Wie war es für dich, ein Tor geschossen zu haben?
  • Wie hat es sich angefühlt, als du deine Hausaufgaben richtig gemacht hast?
Bei dieser Methode solltest du als Elternteil jedoch unbedingt darauf achten, dein Kind nicht unter Druck zu setzen und zu Antworten zu drängen. Wenn dein Kind gerade nicht über etwas Bestimmtes sprechen möchte, dann ist es wichtig, das als Elternteil zu akzeptieren. Ansonsten kann es schnell passieren, dass dein Kind auch in Zukunft keine Fragen mehr beantwortet.
Tipp: Achte darauf, möglichst spezifische Fragen zu stellen. Das signalisiert deinem Kind ehrliches Interesse und erleichtert das Beantworten. Anstatt also z.B. allgemein zu fragen, wie es in der Schule heute so gelaufen ist, stelle besser eine konkrete (Rück-)Frage wie in den oberen Beispielen dargestellt.

Der tägliche Gefühlssmiley

Bei dieser Strategie können Kinder jeden Tag – z.B. nach dem Aufstehen – einen Smiley wählen, der ihre aktuelle Stimmung am besten ausdrückt. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass ihr ein breites Sortiment an Smileys z.B. in Form von Stickern oder ausgedruckten bzw. selbstgemalten Bildern zu Hause zur Verfügung habt. Die ausgewählten Smileys können dann z.B. in einem Tagebuch, an einer Wand oder im Familienkalender festgehalten und visualisiert werden. Das ermöglicht deinem Kind, sich der eigenen Gefühle bewusster zu werden.
Tipp: Seid bei der Umsetzung gerne kreativ und versucht ein Bild zu finden, das eure Gefühle am genauesten wiedergibt. Dabei darf auch von klassischen Smileys abgewichen werden – z.B. für den Fall, dass eine Wolke das Gefühl besser wiedergibt als ein nachdenklicher oder trauriger Smiley. Außerdem kann es am Ende des Tages hilfreich sein, den zu Beginn gewählten Smiley zu reflektieren: Hat sich mein Gefühl über den Tag hinweg verändert? Welchen Smiley würde ich jetzt am Ende des Tages wählen und warum?

Das Gefühlstagebuch

Mit einem Gefühlstagebuch kann dein Kind täglich die eigenen Gefühle und Gedanken aufzeichnen, wenn es sich danach fühlt. Das kann in schriftlicher Form oder auch z.B. als Zeichnungen in einem passenden Heft bzw. Buch geschehen. Hierbei kann dein Kind individuell entscheiden, welches Format es für geeignet hält – sei es ein Notizbuch mit vorgegebenen Zeilen und Wochentagen, in blanko oder vielleicht sogar in Form eines selbst aufgenommenen Videotagebuchs. Das fördert die Selbstreflexion deines Kindes und bietet ihm bzw. ihr die Möglichkeit, die eigenen Gefühle frei und für sich selbst auszudrücken.

Der Gefühlsstapel

Bei dieser Übung schreibt jedes Familienmitglied die eigenen Gefühle auf einen Zettel und legt sie zusammen auf einen Stapel. Dann zieht jede:r abwechselnd einen Zettel und versetzt sich in das dort aufgeschriebene Gefühl hinein. Die folgenden Fragen können euch dabei helfen, das Gefühl mit Worten zu beschreiben:
  • Wo im Körper spüre ich das Gefühl meistens? Wie fühlt es sich an?
  • Welche Farbe hat das Gefühl, wenn ich jetzt daran denke?
  • Welche Situationen lösen solche Gefühle aus?
Diese Übung fördert das Verständnis für verschiedene Gefühle sowie die Empathiefähigkeit. So wird deinem Kind ermöglicht, Gefühle mit konkreten Situationen in Verbindung zu bringen. Sollte es jemandem in der Runde schwerfallen, ein bestimmtes Gefühl zu beschreiben, dürfen die anderen gerne unterstützen.

Die Beste:r Freund:in-Methode

Eine Situation aus einer anderen Perspektive zu betrachten hilft oft, ein besseres Verständnis und wertvolle Einblicke zu erlangen. Genau hierum geht es bei dieser Methode. Steckt dein Kind also in einer Zwickmühle oder weiß nicht, wie es mit einer bestimmten Situation oder einem Gefühl umgehen soll, so kannst du sie bzw. ihn mit den folgenden Fragen gedanklich unterstützen:
  • Wie würde der bzw. die beste Freund:in mit dir reden? Was würde er bzw. sie dir raten?
  • Andersherum: Was würdest du deinem besten Freund bzw. deiner besten Freundin raten, wenn er bzw. sie in dieser Situation wäre?
Versetzen wir uns in die Perspektive einer uns wohlwollenden Person, so sind wir häufig viel netter zu uns selbst. Wenn dein Kind also z.B. eine schlechte Note in einer Klausur bekommen hat, dann würde der beste Freund oder die beste Freundin vermutlich eher aufmunternde Worte sagen, wie z.B. „Beim nächsten Mal wird’s besser”, anstatt dein Kind herunterzumachen.

Jetzt hast du 5 verschiedene Übungen kennengelernt, wie ihr im Alltag üben könnt, über eure Gefühle zu sprechen. Zusätzlich findest du hier in der Mediathek weitere Inhalte, mit denen du dein Kind z.B. in schwierigen schulischen Situationen unterstützen kannst. Solltest du dir Sorgen um dein Kind machen oder dir mit deinem Erziehungsstil unsicher sein, kannst du dich stets an die hier hinterlegten (psychologischen) Ansprechpersonen wenden.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.